Eigentlich bin ich schon am Samstag um 14:00 Uhr hier in Hamburg angekommen, aber die fast vollständig durchwachte Nacht während der Reise von der Petite Côte, ein leichter Sonnenstich, der mich am Ende doch noch erwischt hatte und die Nachwirkungen des senegalesischen Hygienestandards stecken mir noch immer in den Knochen XD^^
In Senegal hab ich mit wechselndem Eifer Tagebuch geschrieben und werde versuchen, die Einträge darauf einigermaßen spannend wieder zu geben.
Also…
3.3.2009 15:05 Uhr
Abflug! Pünktlich um 14:45 Uhr ist unser Flugzeug von Hamburg nach Lissabon abgeflogen. Unsere äußerst lustige Truppe ist gespannt wie’n Flitzebogen, besonders Janinas „Pumpe geht“ schon seit gestern Abend wie verrückt (soll heißen, ihr Herz klopft-.-). Wenigstens das Flugzeug bleibt ruhig und wir sind ohne viel Ruckeln schon durch die dünne Wolkendecke über Hamburg durchgeflogen.
Alle haben an ihre Pässe, Impfausweise und wichtigen Kopien gedacht und dank der überschaubaren Größe unserer Gruppe haben wir auch niemanden vergessen. Janinas Eltern haben Janina, Frau Niesen und mich zum Flughafen gebracht, worüber ich ganz froh bin, denn bei dem Versuch, mit meinem Trekkingrucksack auf dem Rücken die Filmkamera vom Boden auf zu heben, landete ich plötzlich aufgrund des Ungleichgewichts auf dem Hosenboden.
Lissabon Ortszeit 19:00 Uhr
Flughafen. Wir sitzen hier gerade im Abflugsbereich des Lissabonner Flughafens und müssen 4 Stunden warten, bis unser Flug nach Dakar weitergeht. Noch nicht einmal raus zum Luftschnappen kommen wir…
Lissabon 20:15 Uhr
LANGWEILIG…
21:55 Uhr
Wieder im Flugzeug: Janina geht mal wieder „die Pumpe“ und der Rest hat Bauchschmerzen vom langen Sitzen. Gleich geht’s endlich los und morgen um 1:55 Uhr kommen wir dann in Dakar an. Da können wir dann hoffentlich die Stadt so schön im Landeanflug betrachten wie Lissabon vor ein paar Stunden.
4.4.2009 10:20 Uhr
Unser erster Eindruck von Senegal war folgender: als wir um 2 Uhr nachts am Flughafen in Dakar ankamen trafen wir zunächst den Deutschlehrer Ndoffene Diouf und wurden bald darauf von einer Gruppe von mindestens 20 jungen Männern umringt, die alle unser Gepäck tragen und uns ins Taxi helfen wollten – furchtbar nett, aufdringlich und absolut preisgünstig: „Sir, Sir! Thank you, thank you! Give me 10 euro, it is enough! Please, give me, 10 euros is enough!“. Herr Pitt zeigte uns mit seinen angeblich so beschränkten französisch-sprachlichen Mitteln, wie man mit solchen Menschen umgehen sollte, wenn man sich belästigt fühlt: „Non, non, merci!“ (Edit: sind Wörter, die ich in Dakar einige zig Mal wiederholen sollte…)
Mit zwei erstaunlich neuen Taxis, die, wie wir vom Taxifahrer erfuhren, als Teil einer ganzen Taxiflotte vom Iran gestellt wurden, fuhren wir vom Flughafen dann nach Dakar rein zu unserem Hôtel Océanic. Wir benutzten die neue Autobahn, die noch nicht vorhanden war, als Frau Niessen das letzte Mal vor anderthalb Jahren dagewesen war.
Das Hôtel Océanic ist ein Hotel scheinbar original aus der Kolonialzeit, jedenfalls in diesem Stil gebaut und direkt am Hafen von Dakar. Charly, Jeannette und Nathalie haben ein Zimmer bezogen, Janina und ich teilen uns ein anderes, Herr Pitt und Herr Diouf schlafen ebenfalls gemeinsam in einem und Frau Niessen hat ein Zimmer für sich.
Heute Morgen um halb 10 gab es dann ein französisches Frühstück und die erste gemeinsame Malaria-Tabletten-Einnahme, worüber wir lachen mussten, da wir uns so das klischeehafte Frühstück in einer Altenwohnanlage vorstellten…obwohl wir erst um frühestens halb 4 im Bett gewesen sein können, waren wir erstaunlich fit.
12:05 Uhr
Jetzt sitzen wir gerade hier in Dakar in einem der zahlreichen Cybercafés und haben versucht, Emails nach hause zu schreiben, aber ich komme mit der französischen Tastatur noch nicht so richtig klar, sodass ich in meinem Emailaccount nicht hineinkomme. Janina war aber so nett, mich an ihren Account zu lassen, sodass ich eine Statusmeldung nach Hamburg abgeben konnte.
Vorhin haben wir unser Geld, also das Taschengeld von uns Mädels und das Geld, das später in Fatick ausgegeben werden soll, in CFAs (Franc de la Communauté Financière d'Afrique – die Währung in Westafrika) gewechselt und wurden sofort auf dem Weg hier ins Cybercafé von den ersten Straßenhändlern umringt, die einen von Kunststoff-FlipFlops mit Ghana-Aufdruck bis hin zu gezuckerten Erdnüssen fast alles verkaufen möchten. Es gibt viele, die Prepaid-Karten von dem Mobilfunkanbieter Orange verkaufen möchten.
Soeben haben wir festgestellt, dass hier in Dakar eine halbe Stunde Internet im Internetcafé weniger kostet als eine Anderthalbliterflasche Wasser und, dass selbst die Geschäftsmänner in Anzug und Krawatte das Internetcafé nutzen müssen.
14:20 Uhr
Nach einem Spaziergang durch die Innenstadt Dakars ruhen wir uns im Hof des Institut Francais aus. Wir sind eben gerade am Präsidentenpalast vorbeigelaufen, wo wie bestellt auch gleich ein Konvoi schwarzer Limousinen herausgefahren kam. Offensichtlich der Präsident und sein Staatsbesuch, die finnische Präsidentin, höchstpersönlich!
Auf dem Place de l’Independence war ich anfangs schon ein wenig überfordert, umringt von einer Heerschar Kinder, die einem Plastikbehälter entgegenstreckten und um Kleingeld bettelten. Lästig, aber auch furchtbar mitleiderregend…
Ndoffene Diouf sitzt hier in dicker Jeans und Pullover und wir fangen an zu schwitzen, sobald wir uns in der Sonne bewegen!
5.3.2009
14:20 Uhr
Nach einem Spaziergang durch die Innenstadt Dakars ruhen wir uns im Hof des Institut Francais aus. Wir sind eben gerade am Präsidentenpalast vorbeigelaufen, wo wie bestellt auch gleich ein Konvoi schwarzer Limousinen herausgefahren kam. Offensichtlich der Präsident und sein Staatsbesuch, die finnische Präsidentin, höchstpersönlich!
Auf dem Place de l’Independence war ich anfangs schon ein wenig überfordert, umringt von einer Heerschar Kinder, die einem Plastikbehälter entgegenstreckten und um Kleingeld bettelten. Lästig, aber auch furchtbar mitleiderregend…
Ndoffene Diouf sitzt hier in dicker Jeans und Pullover und wir fangen an zu schwitzen, sobald wir uns in der Sonne bewegen!
5.3.2009
Heute waren wir auf der Sklaveninsel Île de Gorée.
Mit einer kleinen Fähre sind wir vom Hafen von Dakar aus dorthin gefahren. Nach einem Bummel über die Insel und durch Häuser aus der Kolonialzeit und einer kurzen „Shoppingtour“ durch zahlreiche Touristenläden waren wir zunächst in einem Heimatmuseum, in dem besonders die Rolle der Frau in Senegal dargestellt wurde und dann auch im „Sklavenhaus“. Das Sklavenhaus steht als Museum und Mahnmal direkt am Wasser und ist ein restauriertes Gebäude, in dem wohl ein großer Sklavenhändler wohnte und auch seine Sklaven sortieren ließ, bevor sie nach Amerika und Europa verschifft werden sollten. Ziemlich bekannt ist die „Porte sans retour“ einer Tür, die aus dem unteren Geschoss des Gebäudes direkt aufs offene Meer hinauszeigt. Man kann sich vorstellen, wie dort die Sklaven aufs Schiff geladen wurden, obwohl diese Tür niemals diesen Zweck erfüllte.
Jeannette, Nathalie, Charly, Frau Niessen und Herr Diouf begaben sich dann an den Strand der Insel und Herr Pitt, Janina und ich zogen noch einmal los, den rest der Insel zu erkunden, was uns zum höchsten Punkt von Gorée brachte, an dem noch alte Geschützanlagen und ein weiteres Mahnmal stehen.
Gerade läuft hier im Innnenhof unseres Hotels in Dakar der Wetterbericht für Senegal im fernsehen: für Kaolak prophezeit er morgen 38°! Hier sind es gerade 31° - im absoluten (Wind-) Schatten.
Kaolak ist nicht weit von Fatick entfernt, wo wir morgen hinfahren werden.
7.3.2009 10:30
So. Jetzt sitze ich gerade in einem Französischkurs des Collège in Fatick. Um mich herum sitzen etwa 55 Schüler im Alter von 16 bis 19. Eben gerade haben einige Schüler französische Gedichte vorgetragen und jetzt schreibt die Lehrerin, die nicht viel älter als die Schüler zu sein scheint, Übungsaufgaben wie „Accordez correctement les verbes avec leurs sujets!“ an die Tafel.
Die Situation erinnert mich stark an deutschen Unterricht: die Schüler lachen, wenn sich einer im Gedicht verhaspelt oder etwas besonders gut schauspielerisch darstellt, sie fangen an, zu quatschen, sobald nichts spannendes passiert, sie lutschen Lollies und spielen mit ihren Handys.
Das Klassenzimmer ist ein Flachdachbungalow und an den Wänden steht mehrmals „Fan’s Club Lil Bow Wow and Lil Romeo“ – also auch ähnlich wie bei uns, aber doch ein ganz anderes Gefühl.
Gestern sind wir hier in Fatick angekommen. Nach etwa 4 Stunden Fahrt mit einem Kleinbus. Die ersten Kilometer aus Dakar raus waren schon furchtbar spannend: ein einziger Stau, der sich langsam von Satellitenstadt zu Satellitenstadt schob. Überall liefen Straßenverkäufer mit Sonnenbrillen, Seife, Mandarinen, Eiswasser und ähnlichem zwischen den Autos hin und her und an den Straßenränder standen noch mal so viele kleine Läden, in denen man offensichtlich auch alles kaufen konnte: scheinbar sogar alles, um sich sein eigenes Auto selbst zusammen bauen zu können…
Aus den Städten heraus fuhren wir zunächst parallel zur Küste nach Mbour. Alternativ gibt es eine Strecke über Tiès nach Fatick. Wir fuhren durch ein Gebiet, das hauptsächlich von trockenem Gras und Dornensträuchern bewachsen ist. Die Dichte der Affenbrotbäume (Baobab) nahm aber auch immer weiter zu, je weiter wir ins Landesinnere kamen. Immer wieder fuhren wir an kleinen Dörfern vorbei, teilweise aus Holz und Wellblech gebaut. Links und rechts von der Straße standen häufig Zeburinder, Ziegen und Schafe.
.Angekommen hier in Fatick, bezogen wir unsere Unterkunft, die überraschenderweise noch komfortabler als unserHotel in Dakar war, da sie Teil eines Kongresszentrums und einer Bildungsstätte für Frauen ist. Gestern abend wurden wir dann in ein Restaurant eingeladen, wo wir lernten, auf traditioneller, senegalesischer Art und Weise zu essen: alle an einem Tisch aßen mit Löffeln von einem großen Teller.
Im Anschluss daran, sind wir mit Pferdekarren zum Fluss gefahren und haben eine kleine Tour durch Fatick gemacht.
(So, das ist schonmal der erste Teil meines Berichts....weiters folgt! Aber wahrscheinlich erst in einer Woche, denn morgen früh um 5 geht es wieder los nach Norwegen! Bis denne!)
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