Samstag, 28. März 2009

Monsieur Tom, Herr Stein und ihre Erdnuss-Crew...zweiter Teil!

So, ich bin vorgestern Abend aus Norwegen zurückgekehrt und hab jetzt auch den zweiten Teil meines Reiseberichts fertig gestellt. Der von Norwegen kommt (hoffentlich) auch noch, auch wenn er wahrscheinlich etwas kürzer ausfallen wird, als dieser hier:

7.3.2009 14:30 Uhr

Gerade eben habe ich meine Brieffreundin Fatou Faye kennengelernt. Wir Mädchen haben die Zimmer im Heim besichtigt und den Bewohnerinnen beim Wäschewaschen zugesehen. Gleich, wenn sie fertig gebetet haben, essen wir zusammen. Wahrscheinlich gibt es Huhn. Dem (mussten) haben wir heute Morgen schon beim Geschlachtetwerden zugesehen.

Etwas später:

Herr Pitt, Janina und ich sind gerade in einer Quincaillerie (einem kleinen Bauwarengeschäft, dass wie ein Tante-Emma-Laden aufgebaut ist), um Holz, Schrauben und ähnliches zu besorgen, damit wir für das Wohnheim neue, bequemere Bettunterlagen bauen können.

22:00 Uhr

Um 17 Uhr haben einige Bewohner Faticks ein Tam-Tam für uns organisiert! Ein Tam-Tam ist ein Tanzfest, bei dem 4 oder 5 Trommler in senegalesischer Wiese trommeln und die Frauen der Stadt, die mit den Trommlern einen großen Kreis bilden, dazu tanzen. Der Tanz besteht aus scheinbar undefiniertem Gehüpfe und Gestampfe, aber nach einer Weile haben wir gemerkt, dass die Frauen sich tatsächlich nach einem Schema und dem Takt bewegen. Wir Mädchen wurden nacheinander von einer Tänzerin in den Kreis gezogen und mussten dann versuchen, dort ähnlich zu tanzen – was uns offensichtlich auch ganz gut gelungen ist, denn wir haben lauten Applaus geerntet. Ich wurden später sogar vom Cheftrommler extrem angetanzt, indem er sich über meinen Schoß stellte und mich anschließend in den Kreis zog, wo ich dann auch einfach wieder angefangen hab’, nach Lust und Laune zu strampelnJ Hat echt Spaß gemacht und den Frauen hat’s gefallen!

Leider ist mir am Ende des ganzen meine Kamera in den Sand gefallen, weswegen ich jetzt keine Fotos mehr machen kann. Aber dafür ist jetzt die Videokamera in meiner Obhut.

Achja: Frau Niessen hatte uns ja erzählt, dass uns hier „schlechte“ sanitäre Einrichtungen erwarten würde, sowie wenig zu essen und praktisch unerträgliche Temperaturen. Letzteres bewahrheitet sich ein wenig, wobei ich es mir ehrlich noch viel schlimmer vorgestellt habe und eigentlich ganz gut damit klarkomme.

Der Rest stellt sich jedoch als „Enttäuschung“ heraus: In Fatick hat sich offensichtlich viel getan, seit Frau Niessen das letzte Mal hier war. Wir leben wie bereits erwähnt in so einem Kongresszentrum, wo sowohl fließend Wasser als auch Deckenventilatoren vorhanden sind. Selbst die Mückenstiche, die ich größtenteils aus Dakar schon mitgebracht hatte, sind nicht besonders zahlreich geworden.Herrn Pitt hat es da mit 40 Stück wohl doch ein bisschen heftiger erwischt…wir werden hier bedient, wo es geht, haben heute zweimal riesige Speiseplatten bekommen und uns ist es teilweise richtig unangenehm, dass wir wie Könige behandelt werden und trotzdem ständig ablehnen müssen, weil es einfach zu viel Essen ist.

Also: etwas weniger Abenteuer, als erwartet, aber immer noch spannend genug J

Ich habe hier im Haus auch schon zwei Sorten Gottesanbeterinnen gefunden, unter anderen Vögeln vor dem Haus auch Krähen mit weißen Kragen und verschiedene Raubvögel. Bisher war also noch nicht einmal Ungeziefer dabei, dass mir ernsthaft unangenehm gewesen wäre. Wenn wir vom FEE, das direkt gegenüber liegt, zur Schule laufen, treffen wir öfters Esel, Ziegen und Geckos. Wie wir die Tiere und die Umgebung aufmerksam betrachten, erregen wir großes Aufsehen, egal wo wir auftauchen. Die kleinen Kinder lugen neugierig hinter den älteren hervor und die Jugendlichen tuscheln. Immer wieder rennen Kinder auf uns zu, rufen „Toubab!“ (=Weiße auf Wolof), möchten uns die Hände schütteln und laufen dann kichernd wieder zu ihren Freunden zurück.

8.3.2009 morgens

Janina schläft noch und ich bin zu aufgeregt, weil wir heute einen Tag in Gastfamilien verbringen werden! Ich wollte nun noch etwas zu unserer eigentlichen Projektarbeit erzählen: In dem Mädchenheim des FEE leben zur Zeit nur noch 5 der ehemals 11 Mädchen, die am Anfang des Projekts da waren. Insgesamt ist das Heim für 30 Schülerinnen ausgelegt. Die übrig gebliebenen, deren Eltern in Dörfern im Umkreis von Fatick wohnen und das Heim trotz der horrend angestiegenen Lebensmittelpreise noch bezahlen können, wohnen jetzt in zwei kleinen Zimmern. Das Heim ist mehr als baufällig: Der Putz ist von Kniehöhe abwärts abgeplatzt, der Fußboden besteht aus unebenem Beton, die Toiletten sind uralt und der Schimmel an den Decken breitet sich auch von Regenzeit zu Regenzeit immer weiter aus. Die Betten bestehen aus einfachen Holzgestellen, auf denen auf grob zusammengezimmerten Lattenrosten dünne Schaumstoffmatratzen liegen. Diese Art Matratzen haben wir bei uns im Kongresszentrum auch und sind froh, dass wir nur wenige Nächte drauf schlafen müssen. Deswegen sägen wir jetzt die Holzplatten in Bettkastengröße zum unterlegen unter die Matratzen.

Abends:

So: seit gestern Abend arbeiten im Mädchenheim die Zimmerer und wir konnten ihnen auch schon selbst beim Vermessen, Sägen und Hobeln der Holzplatten helfen!

Morgen werden wir hoffentlich anfangen, die Zimmer zu renovieren. Farben, Kacheln und Mörtel sind besorgt, oder zumindest geordert.

Heute waren wir Hamburger Mädchen jeweils alleine in Gastfamilien. Ich war in der Familie von Gisèle Madeleine, die wie auch die Gastschwestern der anderen, eine ehemalige Schülrin von Herrn Diouf ist.

Die Familie tröpfelte heute Morgen so nach und nach zuhause nach dem Kirchgang ein. Das heißt, die Mutter, drei Töchter, zwei Cousins und der zweijährige Sohn der einen Tochter. Die meiste zeit haben wir damit verbracht, im Wohnzimmer oder im Vorraum des Hauses zu sitzen, zu plaudern, senegalesische Popmusik zu hören oder ab und zu zu tanzen. Tanzen hieß, dass mich die Mutter und Gisèle mehrmals aufforderten, mit ihnen zu tanzen, was mich ziemlich in Verlegenheit brachte, aber dann am Ende doch Spaß machte.

Mittags gab es wieder Reis mit Fisch. Das ganze mit vielen für mich fremdartigen Gemüsen, wie zum Beispiel Tamarinde und eine Frucht, die wahnsinnig bitter ist und von außen aussieht wie eine Kreuzung aus Paprika und Knoblauch.

Das Essen nahmen wir natürlich auf dem Boden ein und ich aß das erste Mal nur mit der Hand. Nicht, weil ich keinen Löffel bekommen hätte, sondern einfach, weil ich das mal ausprobieren wollte.

Nach dem Essen ging es weiter, wie davor: die Familie saß aufgrund der starken Mittagshitze im Haus zusammen und redete wohl über Gott und die Welt. Leider auf Wolof, aber es war trotzdem eine Freude, zu zu hören, da immer wieder Nachbarinnen hereinkamen, die mal auf einen Plausch vorbeikommen wollten. Dann wurde hitzig diskutiert und mehrmals hatte ich den Eindruck, als wollten die Frauen gleich aufeinander losgehen und sich zoffen, aber dann lachten auf einmal alle laut los. Ich habe gelernt, dass der senegalesische Humor aus ganz viel Selbstironie besteht. Man veralbert sich unter Freunden eigentlich ständig gegenseitig und nimmt sich selbst auch nicht so ernst. Wie ich dort saß und nur wenig verstand, war ich trotzdem irgendwie auf einmal Teil des Ganzen – ein herrlich angenehmes Gefühl.

Das Haus, in dem die Familie von Gisèle wohnt, ist ein einfacher Flachdachbungalow und von der Bausubstanz ähnlich wie das Mädchenwohnheim und, da die Familie wohl zu einer der etwas wohlhabenderen in Fatick gehört, mit einer hohen Steinmauer umfasst. Eigentlich sind alle Häuser auf irgendeine Art und Weise umfriedet, wohl auch einfach, um die Ziegen im Hof zu halten und alles vor wilden Tieren und Kriminellen zu schützen.

Nachmittags hat Gisèles ältere Schwester mit mir Arachides Sucrées gemacht. Also gekochte und karamellisierte Erdnüsse, die dann in Glasflaschen verpackt werden – hmmjamm!

Gisèle hat mir ein echt senegalesisches Kleid geschenkt! Türkis grün, orange, braun gemustert mit arabischen Schriftzeichen darauf, von denen ich noch herausfinden will, was sie bedeuten.

Eben gerade haben Herr Pitt und wir Hamburger Mädchen noch hier im Flur des Kongresszentrums gesessen und uns über alles Mögliche wie die Menschen hier in der Stadt, die Bibel, die Pogo-Partei, Religionen und Berufswahl unterhalten.

Eine kurze Kleiderwäsche hat Janina gerade für uns gemacht, weil wir hier jeden Tag innerhalb weniger Stunden vollkommen einstauben.

9.3.2009

heute waren wir eine Stunde lang im Lycée von Fatick. Ich habe dort wieder an einer Französischstunde teilgenommen, die wirklich interessant war! Der Lehrer, der für die ganze Klasse (mit 65 Schülern) nur ein Buch hatte, las Zeile für Zeile Gedichte vor, die er dann zusammen mit den Schülern interpretierte. Dabei ging es um Gedichte eines Senegalesen zur Zeit der Kolonialisierung, der unter anderem beklagte, wie seine Landsmänner leiden mussten und, wie sie sich später immer mehr den Kolonialherren anpassten.

10.3.2009

Ich bin erstaunt! Fast überall hier in Fatick gibt es Telefonhäuser und Internetcafés! Zwar ist nicht alles auf dem neueren Stand, aber man kann damit arbeiten. Wir sind gerade im Internetcafé des Collèges Khar Diouf und versuchen, mit unseren Lieben zu Hause zu kommunizieren, was nicht ganz einfach ist, da es hier nur die ungewohnten, französischen Tastaturen gibt und irgendwie nicht jeder deutsche Server erreichbar ist.

11:45 Uhr

Jetzt sitzen wir hier gerade im FEE und tun…nix.

Zumindest nicht viel Sinnvolles.

Es heißt, wir könnten erst anfangen, die Wände im Wohnheim zu streichen, wenn die Fliesen gelegt sind. Die Fliesen sollen – Inshallah – irgendwann im Zeitraum Jetzt-morgen Abend ankommen. Blöd, dass wir morgen nach dem Frühstück schon an die Petite Côte fahren.

Abends:

Wir konnten doch schon streichen!

Zwar durften wir nicht lange arbeiten, aber es hat unglaublich viel Spaß gemacht! Die Mädchen im Wohnheim freuen sich riesig! Besonders über das schöne, fröhliche gelb, dass jetzt das triste Grau-ocker-beige verdrängt, das vorher an den Wänden war.

11.3.2009

Heute Morgen sind ganz schöne Fliesen angekommen!

Ich freu mich so, dass das alles doch noch geklappt hat, auch wenn ich mir gewünscht hätte, noch mehr selbst hand anlegen zu dürfen.

Jetzt sind wir in der Ferienanlage Terre d’Afrique. Einer wirklich schönen Anlage zum Ausspannen, in der wir auch noch die einzigen Gäste sind. Aber ich kann mich nur sehr langsam damit anfreunden. Erstens, weil ich wie gesagt gerne noch mehr geholfen hätte, zweitens, weil ich, glaub ich, einfach nicht der Typ für Strandurlaub bin. Naja….mal schauenJ , vielleicht muss ich das auch einfach mal ausprobieren. Wir bleiben hier jetzt zwei Tage und fahren auch ins Naturreservat Bandia. Da freu ich mich schon riesig drauf!

Fazit:

Ich glaube, die Senegalesen sind bisher mein Lieblingsvolk. So etwas gastfreundliches, herzliches und vor allem offenes habe ich noch nicht kennen gelernt. Ein Beispiel hierfür ist die Begrüßungsfloskel „Ca va?“, also „Wie geht’s?“, die überall benutzt wird. Auch wenn man sich noch nicht gut kennt, fragt man nach dem Befinden der Familie des gegenüber und lässt sich Bilder von ihr und Freunden zeigen. „Teranga“ ist ein Wort, das die Mentalität der Senegalesen beschreiben soll, aber wirklich in Worte fassen, kann ich sie nicht. Das muss man einfach erlebt haben. Ich bin so glücklich, dass ich die Möglichkeit hatte, das alles kennenzulernen und weiß, dass ich noch mehr als diese sechs Seiten hätte schreiben können, ohne wirklich viel mehr von dem vermitteln zu können, was ich erlebt habe!

Mittwoch, 18. März 2009

Monsieur Tom, Herr Stein und ihre Erdnuss-Crew...

…soo….jetzt meld ich mich endlich mal zurück!
Eigentlich bin ich schon am Samstag um 14:00 Uhr hier in Hamburg angekommen, aber die fast vollständig durchwachte Nacht während der Reise von der Petite Côte, ein leichter Sonnenstich, der mich am Ende doch noch erwischt hatte und die Nachwirkungen des senegalesischen Hygienestandards stecken mir noch immer in den Knochen XD^^

In Senegal hab ich mit wechselndem Eifer Tagebuch geschrieben und werde versuchen, die Einträge darauf einigermaßen spannend wieder zu geben.

Also…

3.3.2009 15:05 Uhr

Abflug! Pünktlich um 14:45 Uhr ist unser Flugzeug von Hamburg nach Lissabon abgeflogen. Unsere äußerst lustige Truppe ist gespannt wie’n Flitzebogen, besonders Janinas „Pumpe geht“ schon seit gestern Abend wie verrückt (soll heißen, ihr Herz klopft-.-). Wenigstens das Flugzeug bleibt ruhig und wir sind ohne viel Ruckeln schon durch die dünne Wolkendecke über Hamburg durchgeflogen.

Alle haben an ihre Pässe, Impfausweise und wichtigen Kopien gedacht und dank der überschaubaren Größe unserer Gruppe haben wir auch niemanden vergessen. Janinas Eltern haben Janina, Frau Niesen und mich zum Flughafen gebracht, worüber ich ganz froh bin, denn bei dem Versuch, mit meinem Trekkingrucksack auf dem Rücken die Filmkamera vom Boden auf zu heben, landete ich plötzlich aufgrund des Ungleichgewichts auf dem Hosenboden.

Lissabon Ortszeit 19:00 Uhr

Flughafen. Wir sitzen hier gerade im Abflugsbereich des Lissabonner Flughafens und müssen 4 Stunden warten, bis unser Flug nach Dakar weitergeht. Noch nicht einmal raus zum Luftschnappen kommen wir…

Lissabon 20:15 Uhr

LANGWEILIG…

21:55 Uhr

Wieder im Flugzeug: Janina geht mal wieder „die Pumpe“ und der Rest hat Bauchschmerzen vom langen Sitzen. Gleich geht’s endlich los und morgen um 1:55 Uhr kommen wir dann in Dakar an. Da können wir dann hoffentlich die Stadt so schön im Landeanflug betrachten wie Lissabon vor ein paar Stunden.

4.4.2009 10:20 Uhr

Unser erster Eindruck von Senegal war folgender: als wir um 2 Uhr nachts am Flughafen in Dakar ankamen trafen wir zunächst den Deutschlehrer Ndoffene Diouf und wurden bald darauf von einer Gruppe von mindestens 20 jungen Männern umringt, die alle unser Gepäck tragen und uns ins Taxi helfen wollten – furchtbar nett, aufdringlich und absolut preisgünstig: „Sir, Sir! Thank you, thank you! Give me 10 euro, it is enough! Please, give me, 10 euros is enough!“. Herr Pitt zeigte uns mit seinen angeblich so beschränkten französisch-sprachlichen Mitteln, wie man mit solchen Menschen umgehen sollte, wenn man sich belästigt fühlt: „Non, non, merci!“ (Edit: sind Wörter, die ich in Dakar einige zig Mal wiederholen sollte…)

Mit zwei erstaunlich neuen Taxis, die, wie wir vom Taxifahrer erfuhren, als Teil einer ganzen Taxiflotte vom Iran gestellt wurden, fuhren wir vom Flughafen dann nach Dakar rein zu unserem Hôtel Océanic. Wir benutzten die neue Autobahn, die noch nicht vorhanden war, als Frau Niessen das letzte Mal vor anderthalb Jahren dagewesen war.

Das Hôtel Océanic ist ein Hotel scheinbar original aus der Kolonialzeit, jedenfalls in diesem Stil gebaut und direkt am Hafen von Dakar. Charly, Jeannette und Nathalie haben ein Zimmer bezogen, Janina und ich teilen uns ein anderes, Herr Pitt und Herr Diouf schlafen ebenfalls gemeinsam in einem und Frau Niessen hat ein Zimmer für sich.

Heute Morgen um halb 10 gab es dann ein französisches Frühstück und die erste gemeinsame Malaria-Tabletten-Einnahme, worüber wir lachen mussten, da wir uns so das klischeehafte Frühstück in einer Altenwohnanlage vorstellten…obwohl wir erst um frühestens halb 4 im Bett gewesen sein können, waren wir erstaunlich fit.

12:05 Uhr

Jetzt sitzen wir gerade hier in Dakar in einem der zahlreichen Cybercafés und haben versucht, Emails nach hause zu schreiben, aber ich komme mit der französischen Tastatur noch nicht so richtig klar, sodass ich in meinem Emailaccount nicht hineinkomme. Janina war aber so nett, mich an ihren Account zu lassen, sodass ich eine Statusmeldung nach Hamburg abgeben konnte.

Vorhin haben wir unser Geld, also das Taschengeld von uns Mädels und das Geld, das später in Fatick ausgegeben werden soll, in CFAs (Franc de la Communauté Financière d'Afrique – die Währung in Westafrika) gewechselt und wurden sofort auf dem Weg hier ins Cybercafé von den ersten Straßenhändlern umringt, die einen von Kunststoff-FlipFlops mit Ghana-Aufdruck bis hin zu gezuckerten Erdnüssen fast alles verkaufen möchten. Es gibt viele, die Prepaid-Karten von dem Mobilfunkanbieter Orange verkaufen möchten.

Soeben haben wir festgestellt, dass hier in Dakar eine halbe Stunde Internet im Internetcafé weniger kostet als eine Anderthalbliterflasche Wasser und, dass selbst die Geschäftsmänner in Anzug und Krawatte das Internetcafé nutzen müssen.


14:20 Uhr
Nach einem Spaziergang durch die Innenstadt Dakars ruhen wir uns im Hof des Institut Francais aus. Wir sind eben gerade am Präsidentenpalast vorbeigelaufen, wo wie bestellt auch gleich ein Konvoi schwarzer Limousinen herausgefahren kam. Offensichtlich der Präsident und sein Staatsbesuch, die finnische Präsidentin, höchstpersönlich!
Auf dem Place de l’Independence war ich anfangs schon ein wenig überfordert, umringt von einer Heerschar Kinder, die einem Plastikbehälter entgegenstreckten und um Kleingeld bettelten. Lästig, aber auch furchtbar mitleiderregend…
Ndoffene Diouf sitzt hier in dicker Jeans und Pullover und wir fangen an zu schwitzen, sobald wir uns in der Sonne bewegen!

5.3.2009

14:20 Uhr

Nach einem Spaziergang durch die Innenstadt Dakars ruhen wir uns im Hof des Institut Francais aus. Wir sind eben gerade am Präsidentenpalast vorbeigelaufen, wo wie bestellt auch gleich ein Konvoi schwarzer Limousinen herausgefahren kam. Offensichtlich der Präsident und sein Staatsbesuch, die finnische Präsidentin, höchstpersönlich!

Auf dem Place de l’Independence war ich anfangs schon ein wenig überfordert, umringt von einer Heerschar Kinder, die einem Plastikbehälter entgegenstreckten und um Kleingeld bettelten. Lästig, aber auch furchtbar mitleiderregend…

Ndoffene Diouf sitzt hier in dicker Jeans und Pullover und wir fangen an zu schwitzen, sobald wir uns in der Sonne bewegen!

5.3.2009

Heute waren wir auf der Sklaveninsel Île de Gorée.

Mit einer kleinen Fähre sind wir vom Hafen von Dakar aus dorthin gefahren. Nach einem Bummel über die Insel und durch Häuser aus der Kolonialzeit und einer kurzen „Shoppingtour“ durch zahlreiche Touristenläden waren wir zunächst in einem Heimatmuseum, in dem besonders die Rolle der Frau in Senegal dargestellt wurde und dann auch im „Sklavenhaus“. Das Sklavenhaus steht als Museum und Mahnmal direkt am Wasser und ist ein restauriertes Gebäude, in dem wohl ein großer Sklavenhändler wohnte und auch seine Sklaven sortieren ließ, bevor sie nach Amerika und Europa verschifft werden sollten. Ziemlich bekannt ist die „Porte sans retour“ einer Tür, die aus dem unteren Geschoss des Gebäudes direkt aufs offene Meer hinauszeigt. Man kann sich vorstellen, wie dort die Sklaven aufs Schiff geladen wurden, obwohl diese Tür niemals diesen Zweck erfüllte.

Jeannette, Nathalie, Charly, Frau Niessen und Herr Diouf begaben sich dann an den Strand der Insel und Herr Pitt, Janina und ich zogen noch einmal los, den rest der Insel zu erkunden, was uns zum höchsten Punkt von Gorée brachte, an dem noch alte Geschützanlagen und ein weiteres Mahnmal stehen.

Gerade läuft hier im Innnenhof unseres Hotels in Dakar der Wetterbericht für Senegal im fernsehen: für Kaolak prophezeit er morgen 38°! Hier sind es gerade 31° - im absoluten (Wind-) Schatten.

Kaolak ist nicht weit von Fatick entfernt, wo wir morgen hinfahren werden.

7.3.2009 10:30

So. Jetzt sitze ich gerade in einem Französischkurs des Collège in Fatick. Um mich herum sitzen etwa 55 Schüler im Alter von 16 bis 19. Eben gerade haben einige Schüler französische Gedichte vorgetragen und jetzt schreibt die Lehrerin, die nicht viel älter als die Schüler zu sein scheint, Übungsaufgaben wie „Accordez correctement les verbes avec leurs sujets!“ an die Tafel.

Die Situation erinnert mich stark an deutschen Unterricht: die Schüler lachen, wenn sich einer im Gedicht verhaspelt oder etwas besonders gut schauspielerisch darstellt, sie fangen an, zu quatschen, sobald nichts spannendes passiert, sie lutschen Lollies und spielen mit ihren Handys.

Das Klassenzimmer ist ein Flachdachbungalow und an den Wänden steht mehrmals „Fan’s Club Lil Bow Wow and Lil Romeo“ – also auch ähnlich wie bei uns, aber doch ein ganz anderes Gefühl.

Gestern sind wir hier in Fatick angekommen. Nach etwa 4 Stunden Fahrt mit einem Kleinbus. Die ersten Kilometer aus Dakar raus waren schon furchtbar spannend: ein einziger Stau, der sich langsam von Satellitenstadt zu Satellitenstadt schob. Überall liefen Straßenverkäufer mit Sonnenbrillen, Seife, Mandarinen, Eiswasser und ähnlichem zwischen den Autos hin und her und an den Straßenränder standen noch mal so viele kleine Läden, in denen man offensichtlich auch alles kaufen konnte: scheinbar sogar alles, um sich sein eigenes Auto selbst zusammen bauen zu können…

Aus den Städten heraus fuhren wir zunächst parallel zur Küste nach Mbour. Alternativ gibt es eine Strecke über Tiès nach Fatick. Wir fuhren durch ein Gebiet, das hauptsächlich von trockenem Gras und Dornensträuchern bewachsen ist. Die Dichte der Affenbrotbäume (Baobab) nahm aber auch immer weiter zu, je weiter wir ins Landesinnere kamen. Immer wieder fuhren wir an kleinen Dörfern vorbei, teilweise aus Holz und Wellblech gebaut. Links und rechts von der Straße standen häufig Zeburinder, Ziegen und Schafe.

.

Angekommen hier in Fatick, bezogen wir unsere Unterkunft, die überraschenderweise noch komfortabler als unserHotel in Dakar war, da sie Teil eines Kongresszentrums und einer Bildungsstätte für Frauen ist. Gestern abend wurden wir dann in ein Restaurant eingeladen, wo wir lernten, auf traditioneller, senegalesischer Art und Weise zu essen: alle an einem Tisch aßen mit Löffeln von einem großen Teller.

Im Anschluss daran, sind wir mit Pferdekarren zum Fluss gefahren und haben eine kleine Tour durch Fatick gemacht.


(So, das ist schonmal der erste Teil meines Berichts....weiters folgt! Aber wahrscheinlich erst in einer Woche, denn morgen früh um 5 geht es wieder los nach Norwegen! Bis denne!)

Sonntag, 1. März 2009

Senegal-Projekt...


So…wer oder was sind wir nun?! „Wir, die vom Senegal-Projekt“ sind zwei Lehrer des Gymnasiums Rahlstedt (Frau Niessen [=gleichzeitig meine Französischlehrerin] und Herr Pitt [=cooler „Hippie-Typ“]), zwei Mütter, 4 Zehntklässlerinnen und ich.

Das Projekt entstand aus ursprünglich zwei Projekten: einem Hilfsprojekt des Gymnasiums Grootmoor, bei dem es darum ging, Informationstechnik wie Computer nach Senegal, genauer gesagt der Schule von der Stadt Fatick dort zu bringen. Das zweite Projekt entstand durch den Versuch, des Deutschlehrers der Mädchenschule in Fatick, Monsieur Ndoffene Diouf, einen Sprachaustausch mit einer Schule in Deutschland auf zu bauen. Daraus wurde dann unser Hilfsprojekt, bei dem wir das in Fatick ansässige Mädcheninternat hauptsächlich finanziell unterstützen wollen. Dieses Mädcheninternat ermöglicht vielen Mädchen in der Umgebung von Fatick, überhaupt eine Schulausbildung zu erlangen, da ihre Familien häufig weit außerhalb im „Nichts“ wohnen, von wo aus sie nicht täglich zum Unterricht laufen könnten. In diesem Mädcheninternat, dass von der Hilfsorganisation „Femmes Enfance Environnement (FEE)“ gegründet wurde, herrschen ziemlich unangenehme Zustände: die Matratzen auf den Pseudo-Betten sind durchgelegen, es ist schwierig, für alle eine Malzeit pro Tag zu finanzieren, die Lehrer verdienen in Senegal weniger als Taxifahrer, von diesem Gehalt müssen die Lehrer sich auch noch selbst Unterrichtsbücher besorgen, von denen es dann ein Exemplar pro Klasse gibt.

Um den Mädchen dort zu helfen, haben wir bereits mehrmals Spenden in unserer Schule gesammelt, das Gymnasium Grootmoor hat von einem Sponsored Walk ebenfalls Geld hinzu gesteuert, viele Klassen und Private haben Patenschaften übernommen und wir haben jetzt bereits drei Mal Veranstaltungen in unserer Schule organisiert, um durch den Verkauf von Landesüblichen Speisen und ähnlichem Geld zu verdienen. Letztes Jahr im Sommer war der Deutschlehrer Ndoffene Diouf hier in Hamburg zu Besuch, Frau Niessen war schon zweimal in Fatick und jetzt fliegen Frau Niessen, Herr Pitt und wir fünf Mädchen nach Senegal.

Geplant ist, dass wir Dienstagmittag losfliegen Mittwoch früh nach einem Stop in Lissabon um 2 Uhr in Dakar ankommen, dort dann ersteinmal die Stadt besichtigen, am Donnerstag zur Île de Gorée rausfahren und am Freitag von Dakar nach Fatick fahren. Dort versuchen wir, die Menschen kennen zu lernen, den Unterricht zu besuchen, werden mithelfen, die Schulgebäude zu streichen, einen Tag und eventuell eine Nacht in Gastfamilien verbringen und wahrscheinlich auch ein traditionelles Fest mit Musik und Tanz miterleben.

Am 11.März fahren wir dann auch noch an die Küste, wo wir zwei Mal übernachten und unter anderem in ein Naturreservat fahren werden.

Samstag, den 14.3. um 14:00 kommen wir hoffentlich gesund und munter wieder am Hamburger Flughafen an.


Zu unserem Projekt noch: wir hoffen, durch dieses Projekt eine dauerhafte Entwicklungshilfe zu leisten, die nicht wie ein Brunnen schnell versandet oder am Ende den Menschen dort mehr sch

adet als nützt. Bildung ist wohl eines der Dinge, die die Menschen in solch armen Ländern wie Senegal brauchen, um sich selbst eventuell aus ihrem Elend befreien zu können, oder sich zumindest nicht noch weiter hinein zu reiten. Es geht nicht nur darum, einzelnen Menschen zu helfen, sondern ein stabiles System auf zu bauen. Um sehen zu können, wie unsere Hilfe in Fatick ankommt, fahren wir nun hin.